Gedenkstättenfahrt 2015 -Teil II

Wie konnte das passieren? Von Fabian Krüger

Die Studienfahrt nach Oświęcim mit dem Ziel der Besichtigung des Konzentrationslagers „Auschwitz I“ vom 18. – 24.11.2015 bot viele neue Erfahrungen und Eindrücke für mich. Es war nicht mein erster Besuch in einem Konzentrationslager, jedoch sorgte die sehr gut in Stand gehaltene Einrichtung für ein mulmiges Gefühl, welches nur noch stärker wurde, wenn man unter dem Torbogen mit der Aufschrift „Arbeit macht Frei“ seine Besichtigung auf dem Weg begann, wo vor gar nicht allzu langer Zeit unzählige Menschen zu Qualen und dem Tode verurteilt in das Lager gebracht wurden.

Erschießungsmauer am Lagergefängnis

Die Ausstellungen finden anschließend in den Backsteinhäusern, welche damals von den Insassen „bewohnt“ wurden statt. Vieles kannte ich bereits von Fotos aus Büchern oder Dokumentationsfilmen.

Doch das ist nicht vergleichbar mit der Situation in einem Raum zu stehen, in dem rund 7 Tonnen Abgeschnittener Haare liegen. Die Haare von wie vielen Menschen sind wohl notwendig, um eine solche Masse an Haaren zusammen zu tragen? Es ist unvorstellbar, wenn man an das kleine Häufchen Haare auf dem Boden nach einem Friseur Besuch denkt. Doch der Rundgang geht weiter und es wird nicht einfacher. Das nächste Backsteinhaus – Block 11 – war der Arbeitsplatz der Soldaten mit engen Zellen im Keller, ohne Licht und ohne jegliche Einrichtung. Direkt neben diesem Haus ist die schwarze Wand, an der zum Tode Verurteilte hingerichtet wurden.

Der letzte Halt der Besichtigung war das Krematorium. Hier wurden Menschen systematisch und möglichst effizient zunächst vergast und anschließend verbrannt um sie zu beseitigen.

In der Betonwand im Duschraum sieht man unzählige Kratzspuren verzweifelter Menschen welche in dem letzten Moment ihres Lebens alle Kräfte aufgebracht haben einen Ausweg zu finden. Vergeblich.

WUT und TRAUER

Nach dem Besuch gingen mir hauptsächlich folgende Fragen durch den Kopf: Wie konnte so etwas wie der planmäßige Mord an über 6 Millionen Menschen überhaupt passieren? Wie war es möglich, dass angeblich niemand davon etwas gewusst oder bemerkt haben will oder warum hat niemand etwas dagegen unternommen? Haben wir Menschen wirklich etwas daraus gelernt und ist das, was wir vielleicht gelernt haben wirklich genug?

Gedenktafel

Das sind nur einige Fragen von vielen. Ausgrenzung, Verfolgung, Deportation, Elend, und schließlich der Tod – diese grauenvollen Dinge weckten in mir Gefühle von Trauer, Mitleid und Angst aber auch Verständnislosigkeit und sogar Wut gegenüber jenen, welche damals verantwortlich waren und denen, die in der Gegenwart Nationalsozialistische, Rassistische oder Diskriminierende Gedanken haben und die Verbrechen der Nazis unter der Führung von Hitler gutheißen.

Fabian Krüger


Gedanken zur Fahrt nach Auschwitz 2015 von Robert Marx

Die Auschwitzfahrt als toll zu bezeichnen wäre irgendwie makaber, dennoch war es für mich eine prägende Erfahrung diese grausigen Orte, die man zwar in Dokumentationen schon oft gesehen hatte, real zu betreten.

Auch wenn man sich das vorher nicht wirklich vorstellen konnte, zu weit weg, schon so lange her … und dann in einem großen Raum durch eine große Glasscheibe auf Berge von Menschenhaaren guckt, dann wird einem doch ganz anders. Räume mit Koffern, Räume mit Töpfen, Räume mit Rasierzeug und Bürsten und Vitrinen mit abgehackten Namenslisten. Und sowas bewegt dann doch sehr, sehr viel in einem.

Man ist dann erst einmal sehr fassungslos und auch irgendwie wütend und 70 Jahre kommen einem nicht mehr so lang vor, denn es sieht noch alles aus, als wäre es vorgestern erst passiert. 

Zum Glück ist man in einer Gruppe immer unter Menschen mit denen man seine Gedanken dann austauschen kann oder die auch mal ablenken vom Erlebten.

 Die Gruppendynamik während unseres Aufenthalts in Auschwitz war einzigartig und ich habe noch nie so persönliche Gespräche in einer relativ fremden Gruppe geführt.

Jedem wurde zugehört und jeder hat offen über seine Gedanken geredet, als ob wir uns schon seit Jahren kennen würden. Das war einfach toll!

Ich glaube jeder von uns hat viel von Auschwitz mitgenommen und ich hoffe jedem ist klar geworden das so etwas – geplanter Massenmord – nie wieder nirgendwo passieren darf!

Robert Marx

Menschen wie Du und ich,….Wie können Menschen, Menschen das antun?

Gedanken zur Fahrt nach Auschwitz 2015 von Christian Fritsch

Hallo Freund,

6296 Schritte, 6296 Schritte haben gereicht, meine Einstellung über das Leben zu ändern.

Am 22. November 2015 haben wir das Konzentrationslager Auschwitz besichtigt.

Ich sitze hier und denke darüber nach wie ich diese ganze Sache angehen soll, meine Gefühle und Eindrücke zu Papier zu bringen.

Ich starre jetzt seit einer gefühlten halben Stunde auf das Blatt Papier und denke immer nur an den letzten Weg den diese unschuldigen Menschen gegangen sein müssen.

Schienen in den Tod

Den Weg den auch wir entlang gingen. Unsere Lehrer baten uns, einen Tag dieser Woche zu Papier zu bringen und sagten es sei ja keine Schwierigkeit eine halbe Seite über einen Tag zu schreiben. Es ist härter als jede Klausur die ich zuvor geschrieben habe.

Die Bilder verfolgen mich. Jede einzelne Tür durch die ich gegangen bin. Als ich über die Straßen in Auschwitz ging fragte ich mich wie sich die Menschen gefühlt haben müssen, was fühlt man, wenn ein Mensch dich wie einen Gegenstand behandelt?

Wenn ein Mensch, genau wie du einer bist, dir eine Nummer zuordnet und dich nach deinem Tod wie eine Matheaufgabe abhakt und abschreibt.

Wie kann ich einem Menschen alles nehmen, seine Familie, seine Identität und seine Würde, sein Recht zu leben?

Konzentrationslager Auschwitz Birkenau I

Ich habe mir stundenlang Gedanken darübergemacht, wie ich am besten einen Appell an die Leser richten kann, die eigentlich Frage sollte lauten,

Was für einen Appell richtet ihr an euch, wenn wir von solch erschreckenden Nachrichten eurer Familienmitglieder und Freunden hört, die das Konzentrationslager Ausschwitz besichtigten?

Christian Fritsch  Deutschland Abiturient  überlebt.

Nach diesem Schema wurden die Überlebenden in Büchern festgehalten. Doch wieso kommt es zu solchen Schriften? Warum ist die Menschheit zu schrecklichen Handlungen wie die damals fähig?

Nie wieder, nie wieder darf eine der Art unterwürfige Massenhinrichtung stattfinden!

Christian Fritsch

Buch mit den Namen der Opfer

Stoppschild im Lager

Erfahrungsbericht über die Polenfahrt von Angelika Kopia

„Ich bin an die Orte gefahren und habe begriffen, dass man die Dinge kombinieren muss. Man muss wissen und sehen, und man muss sehen und wissen. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen. Wenn Sie nach Auschwitz fahren, ohne etwas über Auschwitz und die Geschichte dieses Lagers zu wissen, sehen Sie nichts, verstehen Sie nichts.“ – Claude Lanzmann

 

„Die Erinnerung ist wie das Wasser: Sie ist lebensnotwendig und sie sucht sich ihre eigenen Wege in neue Räume und zu anderen Menschen. Sie ist immer konkret: Sie hat Gesichter vor Augen, und Orte, Gerüche und Geräusche. Sie hat kein Verfallsdatum und sie ist nicht per Beschluss für bearbeitet oder für beendet zu erklären.“ – Noach Flug sel. A.

Diese beiden Zitate kommen nah ran an das, was ich in Auschwitz erlebt habe. Zitate können mehr über das Erlebnis beschreiben, als ich das im Moment kann. Die Sprachlosigkeit und der Schock sitzen noch zu tief in mir drin um etwas beschreiben zu können.

Auschwitz ist ein Erlebnis für sich.

Man muss es mit eigenen Augen sehen, um sich nur ansatzweise vorstellen zu können, was da wirklich passiert ist. Die Dinge, die man aus den Schulbüchern lernt, können es nicht genauer beschreiben, als das Zusammenspiel mit dem Tourguide, dem Ort und dem düsteren Wetter, was wir zu dem Zeitpunkt hatten.

Es gingen verdammt viele Gefühle und Gedanken in mir durch. Einschüchterung bei den Koffern, Schuhen und Haaren; Wut an den respektlosen und perversen Handlungen; Unsicherheit bei dem Korridor mit den Häftlingsfotos an den Wänden; Hass an die heutigen „Ich-bin-zwar-kein-Nazi-aber“-Idioten; Sprachlosigkeit wegen allem.

Am prägnantesten blieb und ist immer noch für mich das Lager. Die Menge an Informationen, Eindrücken und „Schockern“, die dort haufenweise präsent sind, überfluten einen psychisch so gewaltig, dass man ziemlich leicht einen Nervenzusammenbruch bekommen kann. Nicht umsonst stand ich paralysiert mit einem Nervenzusammenbruch in einem Gebäude und wurde so schnell wie möglich von Herrn Kayser rausgebracht.

Was ich jedoch so ziemlich schön fand: Wie sehr sich die Betreuer und sogar auch die Schüler um einen gekümmert haben, wenn man nicht mehr konnte und fertig von allem war. Es gab Aufheiterungen, Trost und auch Umarmungen von den Schülern und Betreuern. Wobei die Schüler eher selber im Schock waren, als dass sie einen Aufheitern konnten. Clara, Frau Essers, Herr Adams und Herr Kayser haben das dann doch ein wenig geschafft.

Auch wenn man aus Schock, Trauer und ständigen Tränenausbrüchen nicht mehr den Rundgang mit dem Tourguide und der Gruppe weitermachen konnte, hatte jeder einzelne Verständnis damit und man wurde nicht als schwach angesehen. Einige haben sogar weitergekämpft und sind mitgegangenwährend sie mit den Tränen gekämpft haben. Am Ende gab es im Bus und auch in der Jugendbegegnungsstätte dennoch einige Tränen.

Das Erlebnis in Auschwitz war mehr als nur schrecklich, aber auch nötig. Für alle von uns. Egal wie sehr linksorientiert man ist oder nicht. Jedoch gab es auch schöne und lustige Momente. Momente voller Insider, Überraschungen und den Zusammenhalt der Gruppe im Allgemeinen. Sowohl Schüler als auch die Betreuer. Zu den schönen, melancholischen Erlebnissen gelten auch die Stellen, an denen Rosen, Steine („Never Again“) und Dekorationen als Gedenken an die Opfer platziert wurden.

Gedenkrose

Schriftzug „Never Again“ aus Steinen

Wie kann es dennoch sein, dass es immer noch Idioten gibt, die nichts von der Geschichte lernen und weiterhin einen auf „Patrioten und die Stimme des Volkes“ machen? Und warum können die PEGIDA und andere rechte Idioten nicht einfach still sein und was Intelligentes tun, wie zum Beispiel alten Menschen über die Straße helfen, anstatt diese mit deren Zwergenaufständen zu blockieren?

Angelika Kopia


Erfahrungsbericht von Lars Dobratz

In den letzten beiden Tagen habe ich viele schreckliche Dinge gesehen, welche ich wahrscheinlich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde.

Wir haben das Stammlager Auschwitz 1 und das Lager Birkenau – Auschwitz 2 besucht.

Es ist mir einfach immer noch unbegreiflich wie man in der Lage sein kann Menschen so etwas an zu tun.

Schließlich sind wir doch alle Menschen, die alle friedlich miteinander leben sollten. Nur weil jemand eine andere Hautfarbe oder Religion hat als man selbst ist dies doch kein Grund ihn oder gleich eine ganze Gruppe von Menschen zu diskriminieren.

Kein einziger Mensch auf dieser Erde hat das Recht sich über jemand anderes zu stellen, nur, weil dieser nicht die gleiche Hautfarbe oder die gleiche Religionszugehörigkeit hat, als er selbst.

In den beiden Tagen habe ich das gesehen was ich jahrelang im Geschichtsunterricht gelesen oder in Dokumentationen gesehen habe. Die Gefühle und Gedanken, die mir in den Momenten durch den Kopf gingen sind einfach nicht mit Worten zu beschreiben.

Man konnte spüren und fühlen wie die Menschen dort leiden mussten. Die ganze Atmosphäre hat mich einfach nur fassungslos und wütend gemacht aufgrund der perversen und unmenschlichen Dinge, die an diesen Orten geschehen sind.

Es ist einfach nur traurig, dass es heutzutage immer noch Menschen gibt, welche das gleiche dümmliche Gedankengut vertreten wie damals. Bei solchen Leuten würde es auch nichts bringen, wenn sie diese Orte besuchen würden, denn sie würden auf ekelerregende Weise stolz auf das sein was dort passiert ist.

Dinge wie diese dürfen NIE wieder passieren!

Es sollte die Aufgabe eines jeden einzelnen sein das Geschehene in Erinnerung zu halten, denn das Schlimmste ist das Vergessen!

Lars Dobratz